KSC 1993/94

Wer erinnert sich nicht an die Saison 1993/94 - war es doch unbestritten die beste Saison des KSC aller Zeiten. Während die Badener im Ligabetrieb nach anfänglichen Schwierigkeiten in der Vorrunde immer besser in Fahrt kamen und im Saisonfinale (scheinbar) zielsicher einen erneuten UEFA-Cup-Platz ansteuerten, sorgten überragende Europapokalabende des krassen Außenseiters KSC im UEFA-Cup gegen Vereine wie den PSV Eindhoven, den FC Valencia oder Girondins Bordeaux dafür, dass die Mannschaft von damals unter den KSC-Fans auch heute noch Legendenstatus besitzt: Im Tor stand ein gewisser Oliver Kahn, in der Abwehr räumte Dirk Schuster auf, im Mittelfeld führten Wolfgang Rolff defensiv und Manni Bender offensiv die Regie, und im Sturm wirbelte Sergej Kirjakow durch die Abwehrreihen des Gegners. Doch selbst eine solch erfolgreiche Saison kann offenbar – gerade beim KSC – nicht ohne herbe Enttäuschungen ablaufen. Enttäuschung Nummer 1: Im Januar 1994 Bekanntgabe des Weggangs von Oliver Kahn im Sommer. Ihn zog es vom KSC, für den er seit seinem 6. Lebensjahr spielte, als vierten KSC-Spieler innerhalb von vier Jahren zum Branchenprimus Bayern München. Enttäuschung Nummer 2: Das Ende des sensationellen Siegeszuges im Europapokal ausgerechnet im Halbfinale gegen Salzburg. Enttäuschung Nummer 3: Das Waterloo des KSC beim Saisonfinale in Wattenscheid.
Doch zurück zu den Glanzlichtern: 14. September 1993, 20.30 Uhr: Anpfiff des ersten Europapokalspiels des KSC seiner Vereinsgeschichte gegen keinen Geringeren als den PSV Eindhoven, in den 8 Jahren zuvor 6 mal Meister in Holland. Es knisterte im Wildpark, bereits nach 30 Minuten führte der KSC vor 25.000 begeisterten Zuschauern im ausverkauften Wildpark 2:0. Doch dann beendete Schiedsrichter Correira aus Portugal die Euphorie auf seine ganz eigene Art, indem er KSC-Spieler Manfred Bender wegen eines angeblichen Handspiels auf der Torlinie des Feldes verwies und auf den Elfmeterpunkt zeigte, obwohl Bender den Ball mit dem Knie abgewehrt hatte. Doch verteidigte der KSC das knappe 2:1 aus dem Hinspiel mit einem sensationellen 0:0 im Rückspiel in Eindhoven, und Präsident Schmider und Manager Rühl konnten erneut die Reise nach Genf zur Auslosung der nächsten Runde antreten. Dort wartete der FC Valencia, der dem KSC im Hinspiel in Spanien zwar die Grenzen aufzeigte (3:1 für Valencia), doch das Rückspiel ging dann in die Geschichte des deutschen Fußballs ein: Mit 7:0 deklassierte der KSC bekanntlich den damaligen Tabellenführer aus Spanien, und ein Mann bestritt das Spiel seines Lebens: Aus Edgar Schmitt, Neuzugang von Eintracht Frankfurt, wurde "Euro-Eddy". Letztlich keine Chance hatte im Achtelfinale dann auch Girondins Bordeaux (u.a. mit den späteren Weltstars Zinédine Zidane und Bixente Lizarazu), das nach einem 1:0-Sieg im Hinspiel zwei Wochen später im Wildpark mit 0:3 unterging. In der Bundesliga blieb der KSC derweil etwas hinter den Erwartungen zurück, als Tabellenneunter mit 20:20 Punkten ging es in die Winterpause.
Umgekehrt lief es dann in der Rückrunde: Im Viertelfinale des UEFA-Cups konnte der KSC zwar noch Boavista Porto aus dem Weg räumen (1:1 und 1:0), doch Leichtigkeit und Unbekümmertheit waren den Badenern abhanden gekommen. Im Halbfinale – in dem der KSC leicht favorisiert wurde – war gegen Casino Salzburg nach einem 0:0 im Hinspiel in Wien und einem 1:1 im Wildparkstadion dann Endstation; damit war der Traum vom Finale gegen Inter Mailand und vom ganz großen Triumph ausgeträumt. In der Bundesliga nahm der KSC dagegen mehr und mehr Fahrt auf: Nach der Winterpause holte der KSC bis zum vorletzten Spieltag aus 13 Spielen eindrucksvolle 8 Siege und ging wohl allzu sorglos in das letzte Saisonspiel in Wattenscheid. Ein Remis hätte dem als Tabellendritten (!) angereisten KSC beim schon als Absteiger feststehenden Tabellenletzten zum sicheren Erreichen des UEFA-Cup-Platzes genügt. Doch präsentierte sich der KSC völlig von der Rolle und verlor nach desolater Leistung 1:5. Dieses Erlebnis sollte sich tief in den Köpfen der KSC-Fans einbrennen; noch heute steht "Wattenscheid" als Synonym für das Versagen des KSC in entscheidenden Spielen. Als Tabellensechster verpasste der KSC den angestrebten internationalen Wettbewerb und musste erst einmal zuschauen. Was immerhin blieb, waren die Erinnerungen an unvergessene Abende im UEFA-Cup.