KSC 1991/92

Die Bundesliga-Saison 1991/92 war gleich in mehrerlei Hinsicht ein Fall für die Geschichtsbücher. Zum Einen landete Rekordmeister Bayern München - im Vorjahr vom 1.FC Kaiserslautern bereits als Meister entthront - am Ende nur auf einem blamablen zehnten Platz und selbst drei Trainer konnten daran nichts ändern: Jupp Heynckes, Sören Lerby, Erich Ribbeck. Zum Anderen kämpften damals dank der Wiedervereinigung der Bundesrepublik Deutschland mit der DDR nicht wie üblich 18, sondern gleich 20 Mannschaften um Bundesliga-Punkte, aufgestockt um die "Ost"-Vereine Hansa Rostock und Dynamo Dresden. Vor allem Rostock startete furios: Als krasser Außenseiter besiegte die Hansa den großen FC Bayern im Münchner Olympiastadion am zweiten Spieltag sensationell 2:1 (was der Autor dieser Internetseite übrigens live vor Ort miterleben durfte) und grüßte auch nach dem 7. Spieltag noch als Tabellenführer, stieg am Saisonende aber dennoch ab. Dass der Abstiegskampf härter werden würde als zuvor, war indes absehbar - schließlich gab es am Ende der Saison vier Absteiger, damit 1992/93 wieder mit 18 Teams gespielt werden konnte. Genau aus diesem Abstiegskampf wollte sich der in den Vorjahren sonst immer in den Abstiegskampf verwickelte KSC weitgehend raushalten, auch dank der Neuverpflichtungen Burkhard Reich, Valeri Schmarow und Wolfgang Rolff. Insbesondere letzterer sollte der Mannschaft dank seiner langjährigen Erfahrung und Erfolge seinen Stempel aufdrücken. Den ersten Rückschlag musste der KSC allerdings schon vor Saisonbeginn hinnehmen: Nach Michael Sternkopf ein Jahr zuvor verlor der KSC kurz vor Beginn der neuen Saison in Oliver Kreuzer nun einen echten Leistungsträger an den FC Bayern München - reinvestierte einen Teil der für damalige Verhältnisse recht hohen Ablösesumme (knapp 5 Mio. DM) jedoch in einen würdigen Nachfolger: Abwehrspieler Dirk Schuster kam für 1 Mio. DM vom Zweitligisten Braunschweig und avancierte später beim KSC zur Legende.
Doch so einfach wie man sich das Absetzen von den Abstiegsrängen vielleicht vorgestellt hatte, lief es dann aber nicht. Zwar hielt sich der KSC in der Hinrunde meist im Mittelfeld auf und überzeugte u.a. beim 1:1 beim hohen Favoriten und späteren Vizemeister Eintracht Frankfurt (im Pokal gelang dort sogar ein 1:0-Sieg), andererseits musste die Mannschaft immer wieder unerklärliche Rückschläge hinnehmen: In Duisburg lag der KSC schon zur Pause 1:5 zurück (Endstand 2:6) und gegen den Tabellenletzten Düsseldorf setzte es zu Hause eine weitere empfindliche Klatsche (1:5). Immerhin belegte der KSC mit 19:17 Punkten vor dem letzten Hinrunden-Spieltag einen ordentlichen zehnten Platz, danach ging es jedoch erstmal bergab. Eingeleitet von der sehr unglücklichen 0:1-Niederlage zum Hinrundenfinale beim FC Bayern München (Originalton ZDF: "Respekt für den KSC, der eindeutig besseren Mannschaft heute") startete der KSC eine Negativserie von 1:11 Punkten, und hatte als Tabellenfünfzehnter nach dem 24. Spieltag gerade mal noch einen Punkt Vorsprung auf einen Abstiegsplatz und auch das Tabellenende war bei drei Punkte Vorsprung nicht weit entfernt. Trainer Winfried Schäfer, seit knapp sechs Jahren beim KSC, geriet immer mehr unter Druck, erstmals gab es hörbare "Schäfer raus"-Rufe im Wildpark. Als dann am 25. Spieltag der MSV Duisburg im Wildparkstadion die hochverdiente 1:0-Führung des KSC durch zwei Sonntagsschüsse kurz vor Schluss in eine eigene 2:1-Führung wandelte, schien das Schicksal des Trainers besiegelt. Doch im direkten Gegenzug traf Wolfgang Rolff zum 2:2-Ausgleich - und rettete damit wahrscheinlich seinem Trainer den Job. Nach diesem Spiel ging es für den KSC nur noch in eine Richtung: nach oben. Dem Unentschieden gegen Duisburg folgten bis zum Saisonfinale 9 Siege aus 13 Spielen, als Krönung ein klarer 3:0-Erfolg gegen den FC Bayern am letzten Spieltag. So stand am Ende in der Tabelle ein respektabler Platz 8, womit der KSC sogar vor dem ruhmreichen FC Bayern landete. Allerdings war es genau dieser FC Bayern, der dem KSC einen weiteren Wermutstropfen bescherte: Das Spiel gegen Bayern München am 16. Mai 1992 war das letzte Spiel von Mehmet Scholl für den KSC; Scholl wechselte im zarten Alter von 21 Jahren als dritter KSC-Spieler innerhalb von zwei Jahren für knapp 6 Millionen DM zum Rekordmeister - was den KSC jedoch nicht davon abhielt, in der folgenden Saison leistungsmäßig und tabellarisch noch zuzulegen (siehe 1992/93).